Immer mittwochs vom 3. Mai bis 14. Juni 2017, jeweils um 19:00 Uhr im amadeus
Vater unser
Wie unser Leben, die Gemeinde und die Welt anders wird, wenn wir von Jesus beten lernen
Man kann das Vaterunser auswendig lernen und aufsagen. Aber es ist als eine Anleitung zum Leben mit Gott und in seinem Reich zu verstehen.
Jesus hat uns ein Gebet geschenkt, das unser Verhältnis zu Gott immer wieder belebt und unser Leben im Sinne Gottes gestaltet und verändert. Im Vaterunser fassen nicht wir zusammen, was uns wichtig ist. Im Vaterunser hat Jesus zusammengefasst, was ihm wichtig war und uns wichtig sein sollte. Jesus legt seinen Jüngern die Themen ans Herz, mit denen wir mit Gott und miteinander im Gespräch sein sollen.
Dieses Bibelprojekt wird sich in der Gestaltung von den bisherigen unterscheiden. Wir beginnen jeweils mit einer Einführung zum Abend, haben dann eine Zeit des persönlichen, stillen Nachdenkens. Dafür gibt es eine kleine schriftliche Anregung und Anleitung. Beim Nachdenken kann uns klar werden, was der jeweilige Gebetsteil des Vaterunsers für uns persönlich bedeutet und was uns mit Blick auf unsere Gemeinde zum Thema wichtig wird. Das, was wir mit anderen teilen wollen, tragen wir in einer abschließenden Runde im Austausch zusammen. Dabei halten wir die Inspirationen fest, ohne sie im Augenblick zu diskutieren.
03.05.2017: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name
Vater unser – so sprechen Deutschsprachige in der Regel nicht. Aber in der hebräischen, griechischen und lateinischen Sprache ist es eben so. Erst der Vater, dann das unser. Wir könnten das natürlich sofort sprachlich glätten und in ein „unser Vater“ umwandeln. Aber: Unser Glaube hat nicht auf Deutsch angefangen. Das nehmen wir zur Kenntnis, erinnern uns an die Wurzeln unseres Glaubens und fragen dann, wie sich ein Verhältnis zu Gott gestaltet, den die ersten Christen in der aramäischen Sprache Jesu „Abba“ nannten. Papa, Vati, Väterchen – mit dieser Anrede wird der Glaube keineswegs infantil. Er wird reif, weil er kindlich wird. Damit beginnen Beten und Leben, wenn man weiß, an wen man sich wendet und wer einem heilig ist.
10.05.2017: Dein Reich komme
Worum sollen wir bitten? Dass die Endzeit kommt oder der Weltuntergang? Oder dass in jedem Ende wieder ein Anfang zu erhoffen ist? „Reich Gottes“ oder „Herrschafft Gottes“ sind Begriffe, die in biblischen Zeiten unterschiedlich verstanden wurden. Schon die Könige Israels vor dreitausend Jahren verstanden ihr Königtum als Gottesstaat. Was legt Jesus seinen Jüngern ans Herz? Die Bitte um einen Gottesstaat? Mein Reich ist nicht von dieser Welt, hat er gesagt. Gleichzeitig ist „Reich Gottes“ in dieser Welt. Mit der Bitte um das Reich Gottes verändert sich unsere Sicht auf unsere Welt. Kann man mit Jesus beten: Deutschland zuerst?
17.05.2017: Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden
Wir wollen nach Gottes Willen leben, was denn sonst. Manche Jesusjünger wissen ganz genau, was Gott will. Andere sind vorsichtiger. Wir wissen es doch eigentlich nicht, meinen weitere. Es soll so auf Erden sein, wie es jetzt schon im Himmel ist. Das müsste uns aber einer sagen, der sich da auskennt. Wer mit dieser Bitte betet, bekommt Hoffnung und Mut und wird mit Veränderungen für die eigene kleine und die große Welt rechnen.
24.05.2017: Unser tägliches Brot gib uns heute
Schwer übersetzbar ist der Satz. Unser Brot, das für den heutigen Tag notwendige, gib uns heute. Es geht wohl darum, einzuüben, zu erkennen, was ich heute, in meinem Lebensabschnitt, wirklich brauche. Unsere Wohnungen sind voll, unsere Kalender, unsere Seelen. Brauchen wir das wirklich alles? Mit Gott zu leben, findet für uns derzeit auf der Erde statt. Meine alltäglichen Angelegenheiten will ich mit dem Vater im Himmel besprechen. Aber nicht nur meine. Unsere.
31.05.2017: Und vergib uns unsere Schuld, wie wir auch vergeben unsern Schuldigern
Gott vergibt uns. Das ist eine der zentralen Zusagen unseres Gottes. Dass auch wir vergeben sollen, gehört zu den zentralen Aufgaben unseres Lebens. Das ist aber nicht so einfach. Wir wissen, wer uns wann was angetan hat. Wem wir was wann angetan haben, wissen wir nicht immer so genau. Dass wir darum bitten, dass Gott so zu uns ist, wie wir zu anderen sind, ist eine besondere Schule des Glaubens. Wenn ich bitte, dass Gott zu mir so ist, wie ich zu anderen bin, werde ich vielleicht einige Beziehungen anders leben wollen. Von einigen Erinnerungen werde ich mich wohl auch trennen müssen.
07.06.2017: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen
Gott versucht keinen, glaubt Jakobus. Es sind unsere eigenen Begierden, die uns zu schaffen machen. Dass es der Geist war, der Jesus am Anfang seines Wirkens in die Wüste schickte, damit er versucht würde, erzählen Matthäus und Lukas. Dass Gott sogar Abram versuchte, seinen Sohn zu opfern, diese Geschichte kennt das Alte Testament. Egal, wie man das theologisch auflösen möchte, irgendwann muss man auch ran an die Versuchungen, die einen selber begleiten. Und an das Böse, das nicht nur außerhalb ist. Über Böses nachzudenken, gehört zu einem wachen Glauben. Letztlich geht es aber nicht darum Böses zu verstehen, sondern als Erlöste zu leben.
14.06.2017: Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit
Der Abschluss des Vaterunsers ist ein Lobpreis. Wir haben angefangen, den Namen Gottes zu heiligen, sein Reich zu erbitten und um die Durchsetzung seines Willens zu bitten. Wir haben an unsere Bedürfnisse gedacht, unsere Schuld und unsere Versuchungen, das Böse und unsere Erlösung. Nun finden wir zum Staunen über Gott.
Das Vaterunser ist zu groß für einen Tag. Und auch, wenn man jeden Tag eine der sieben Bitten oder Sätze bedenken würde, es ist zu groß für eine Woche. Das Vaterunser ist ein Lebensprogramm, ein Glaubensprogramm. Manchmal machen wir mit unseren Bitten und Gebeten Gott Vorschläge, wie er in unser Leben, das Leben einer Gemeinde oder in die Welt eingreifen sollte. Mit dem Vaterunser üben wir ein, wie der ewige Gott in unser Leben, das Leben einer Gemeinde und in die Welt hinein wirken will.
Das Projekt
Bei diesem Bibelprojekt werden wir uns biblisch-theologische und seelsorgerlich dem Gebet des Herrn nähern. Nach einer Einführung zur jeweiligen Bitte (15-20 Minuten), ist 20 Minuten Zeit für persönliches Nachdenken: Was bedeutet diese Bitte für mich und was für unserer Gemeinde. Dabei ist es in der Hofkirche still. Dann tragen wir zusammen, was uns die jeweilige Bitte für unser Leben als Gemeinde aufs Herz legt. Diese Überlegungen und Sichten werden festgehalten und fließen in die Gestaltung des Gemeindelebens ein. Vielleicht in ein neues Bibelprojekt oder in ein Gemeindeseminar.
Unser Nachdenken ist eingebunden in die Zusage Gottes, dass er uns ein neues Herz und einen neuen Geist geben will.
Jeder Abend geht von 19.00-20.15 Uhr.
Es ist sinnvoll, am ganzen Projekt teilzunehmen, weil die Themen zusammenhängen. Wer nicht an allen Treffen teilnehmen kann, ist trotzdem willkommen.
Um Anmeldung wird gebeten, entweder mit einer kleinen schriftlichen Notiz an Uwe Dammann oder per E-Mail an pastor@hof-kirche.de.