Immer mittwochs vom 13.04. bis 29.05.2016, jeweils um 19:00 Uhr
Die Bibel der ersten Christen
Es gibt ein dickes Buch, das Christen „Altes Testament“ nennen. Gemeint ist damit die Bibel, die Jesus und die frühen christlichen Gemeinden kannten und lasen. Seit knapp zwei Jahrhausenden benutzen Christen dieses Buch. Manchmal als einen Steinbruch, aus dem sie Sätze, die gefallen, zitieren. Nun ist aber die dicke hebräische Bibel mit 900 Seiten nicht einfach das Vorwort zum „Neuen Testament“ mit 300 Seiten. Der Glaube Israels ist nicht Vorwort, sondern Wurzel des christlichen Glaubens.
Die Beschäftigung mit dem Alten Testament ist natürlich gelegentlich etwas mühselig. Wer aber etwas von der Bibel der jüdischen Gemeinde begreift, versteht auch den eigenen Glauben besser.
In dem Bibelprojekt bemühen wir uns um Zugänge zum Alten Testament. Dabei lernen wir besser zu verstehen, was uns im Neuen Testament bezeugt ist.
13.04.2016: Die Freude am Gesetz
Wahrscheinlich käme keiner von uns auf die Idee, jeden Morgen einen Abschnitt aus dem Grundgesetz oder dem Bürgerlichen Gesetzbuch zu lesen – und sich dann noch darüber zu freuen, dass wir in einem geordneten Gemeinwesen leben. Aber Gott sei Dank gibt es Ordnungen und Vorschriften, die das Miteinander der Menschen regeln und Konsequenzen für Regelverstöße aufzeigen.
Im Alten Testament begegnet dem Bibelleser das Gesetz als eher anstrengende Lektüre, die sich auch noch über viele Kapitel hinzieht. An diesem Abend überblättern wir mal die Abschnitte nicht so schnell, sondern erarbeiten uns einen Eindruck (mehr ist nicht zu schaffen), welche Arten von Geboten und Gesetzen es gibt, welche Bedeutung das Gesetz Gottes im Glauben Israels hat, worin es begründet ist und was passieren würde, wenn man sich daran hält.
20.04.2016: Geschichten und Geschichte
Biblische Geschichten kennen viele von Kindheit an. Die Bibel überliefert aber nicht nur Geschichten. Sie hat auch eine Sicht von Geschichte. Geschichte hat einen Anfang und sie hat ein Ziel. Worauf läuft alles hinaus? Im alten Israel kennt man zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Theologien. Geschichtsschreibung ist nie neutral. Immer sollen auch Werte vermittelt werden. Wie würde Geschichte laufen, wenn wir uns wie verhalten würden? Oder wie ist Geschichte verlaufen, weil wir uns wie verhalten haben?
27.04.2016: Psalmen
Wer liest schon 150 Psalmen hintereinander? Fünf Bücher Psalmen sind in der Bibel zu einem zusammengefasst. Fünf Bücher Psalmen? Hat das was mit anderen fünf Büchern zu tun? Die Beter Israels loben Gott, sie danken ihm, sie klagen ihre Not und sie lehren ihren Glauben. In unseren heutigen Liedern tauchen viele einzelne Verse wieder auf. Der Lobpreis des alten Israel ist heutigem Lobpreis weiterhin ein Vorbild. Er hat Weite und Tiefe. Aber die Rachepsalmen, die machen doch irgendwie Mühe…
04.05.2016: Weisheit
Gott hat uns Verstand gegeben. Auf manche Dinge kommen wir auch selbst. Man braucht nicht immer eine Offenbarung. Manchmal reicht es schon, die Welt zu beobachten und seine Schlüsse zu ziehen. Zum Beispiel: Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst herein. Menschen, die mit Gott leben, leben wach in ihrer Welt. Lebenserfahrungen haben in Israel einen hohen Wert. Manchmal kommen wir aber auch mit unseren Erfahrungen in die Krise. Dann ist es doch nicht so, wie wir es von Gott und Welt gedacht haben. Dieses Ringen um Einsicht finden wir in den Büchern Hiob, Sprüche, Prediger und an weiteren Orten. Die Weisheit Israels macht deutlich: Wer in der Furcht des Herrn lebt, lernt die Welt besser kennen.
11.05.2016: Prophetie
Von Propheten wird erzählt und ihre Schriften werden überliefert. Mit donnernder Wucht kommt Unheil über Gottes Volk oder die Welt. So spricht der HERR – steht gewaltig im Raum. Wer näher in die prophetischen Texte einsteigt, macht erstaunliche Erfahrungen. Manchmal scheint Gottes Plan felsenfest zu sein. Manchmal ändert aber Gott auch seinen Plan, weil sich Menschen geändert haben. Welche Sicht von der Welt und von Gott haben die biblischen Propheten? Ist alles vorherbestimmt oder ist letztlich Vieles offen?
18.05.2016: Aufbau und Entstehung des Ersten Testaments
Was Christen „Altes Testament“ nannten und was heute als „Erstes Testament“ bezeichnet wird, heißt in der jüdischen Tradition „Gesetz, Propheten und Schriften“. So haben auch Jesus und die frühen Christen diese Schriftensammlung ihres Glaubens bezeichnet. Es war eigentlich alles fein sortiert. Als die jüdischen Schriften mehr und mehr von Nichtjuden als Basis des Glaubens gesehen wurden, hat man schon mal in den Aufbau eingegriffen. Die gängigen deutschen Übersetzungen der hebräischen Bibel halten sich nicht an den Originalaufbau. Kann das gut gehen?
An diesem Abend sehen wir einmal, wie das Erste Testament ursprünglich aufgebaut ist und wie es nach den derzeitigen Kenntnissen der Bibelwissenschaft entstanden sei.
25.05.2016: Die Rede von ???
„Gott“ ist ein deutsches Wort. „El“ heißt ein Gott im semitischen Sprachraum. „El“ nannten auch Israeliten ihren Gott. Der „El“, den die Israeliten ehrten, war aber auch anders, als der Herr, der „Baal“, den andere Völker verehrten. Die Gottesbezeichnungen sind vielfältig: El Schaddaj, El Eljona, Andonej, JHWH, Vater, Mutter, Herrscher, Allmächtiger, Hirte. Wer immer heute im jüdisch-christlichen Kontext ein Gebet gen Himmel sendet, darf sicher sein, dass das Gebet den Allerhöchsten erreicht.
Schon das alte Israel hatte zu lernen, dass es Gottesvorstellungen in anderen, fremden Völkern gab, die erstaunlich nahe bei den eigenen Erfahrungen lagen. Und gleichzeitig war zu lernen, dass es auch Gottesvorstellungen gibt, die im Glauben Israels nichts zu suchen hatten.
Das Projekt
Bei den Einheiten des Bibelprojektes machen wir uns in Ansätzen mit dem gegenwärtigen Forschungsstand bekannt.
Man kann einfach an den Abenden teilnehmen. Wer sich in die Themen vertiefen will, kann „Hausaufgaben“ mitnehmen, dann sind bis zur nächsten Einheit zwischen ½ -1 Stunde biblische Zusammenhänge zu lesen.
Jeder Abend geht von 19:00-20:15 Uhr.
Es ist sinnvoll, am ganzen Projekt teilzunehmen, weil die Themen zusammenhängen. Wer nicht an allen Treffen teilnehmen kann, ist trotzdem willkommen.
Um Anmeldung wird gebeten (bis 10.04.2016), entweder mit einer kleinen schriftlichen Notiz an Uwe Dammann oder per E-Mail an pastor@hof-kirche.de.