Bibelprojekt 6 – Wurzel des Glaubens

Immer mittwochs vom 19.10. bis 16.11.2016, jeweils um 19:00 Uhr

Der Glaube Israels als Grundlage des christlichen Glaubens

Der Apostel Paulus mahnt die Gemeinde in Rom, nicht zu vergessen, dass der Glaube der Christen im Glauben Israels verwurzelt ist. Ohne das Judentum gäbe es kein Christentum. Der Glaube an den einen Gott, die Botschaft der Rettung, Vergebung, Gebote, Heiliger Geist, Volk Gottes, Opfer für Sünden, Gerechtigkeit, Taufe, Abendmahl und vieles andere mehr verdanken wir dem jüdischen Glauben. Nicht immer sind wir uns der Zusammenhänge bewusst.
In der Kirchengeschichte hat man immer wieder damit gerungen, wie mit diesem Erbe umzugehen ist. Es gab Strömungen, die sich radikal vom jüdischen Erbe trennen wollten. Ein schwerer Fehler. Heute gibt es Christen, die das Thema „Israel“ zum Gradmesser des richtigen Glaubens machen. Das kann auch schräg werden.
Im Bibelprojekt werden wir uns mit einigen typisch jüdischen biblischen Grundthemen beschäftigen und uns erarbeiten, wie der christliche Glaube vom Glauben Israels getragen wird.

19.10.2016: Der Bund

Menschen schließen miteinander einen Bund. Es sind Nichtangriffspakte, Bündniszusagen oder Beistandserklärungen. In der Bibel wird mit dem ursprünglich säkularen Begriff „Bund“ das Verhältnis Gottes zur Welt, zu einzelnen Personen oder zu seinem Volk Israel beschrieben. Es gibt Bundesschlüsse mit Noah, mit Abraham, mit Israel am Sinai. Es gibt Bundesbrüche und die Verheißung eines neuen Bundes durch Propheten.
Im Neuen Testament taucht der Begriff des Bundes besonders in der Überlieferung vom Abendmahl auf: Das ist der neue Bund in meinem Blut. Wie verhalten sich die biblisch bezeugten Bundesschlüsse zueinander? Sind wegen des neuen Bundes die vorherigen veraltet? Oder werden im neuen Bund die vorherigen zusammengefasst und gekrönt?
Die Vorstellung, dass Menschen mit Gott und miteinander einen Bund, eine Föderation oder Union, schließen, gehört übrigens zu den baptistischen Genen. Aber das ist eine lange Geschichte…

26.10. 2016: Das Opfer

Die Gottesdienste des Alten Testaments sind oft blutig. Tiere werden geschlachtet, Blut wird auf Gegenstände und Menschen gesprengt. Warum will Gott Blut sehen? Leben wird geopfert um Gott und Mensch zu versöhnen. Muss das sein, fragen sich nicht nur Tierschützer.
Der Opfergedanke ist nicht nur im Judentum und Christentum zu Hause. Dass man Götter besänftigen muss, kennt man auch anderswo.
Im Neuen Testament ist Jesus das Lamm, das geopfert wurde. Er ist für uns gestorben. Der Opfergedanke macht Glaubenden gelegentlich Mühe. Musste Gott durch ein Menschenopfer versöhnt werden? In der evangelischen Theologie gibt es seit Jahren eine Strömung, die sich vom Opfergedanken verabschieden möchte. Aber versteht die Bibel Jesus als ein Menschenopfer? Wir setzen uns mit diesen Gedanken auseinander und überlegen, was mit unserem Glauben passiert, wenn wir „die Erlösung durch sein Blut“ ins Archiv bringen würden.

02.11. 2016: Die Erwählung

Israel ist Gottes erwähltes Volk. Mit dem Begriff der Erwählung ist Israels Sonderstellung unter allen Völkern beschrieben. Man wird in diese Volk hineingeboren. Ein Übertritt aus einer anderen Nation zum Judentum ist eine Ausnahme. Als Menschen aus anderen Völkern anfingen, an Jesus zu glauben, übernahmen sie für die Kirche den Begriff der Erwählung und bezeichneten sich selbst als Erwählte. Fortan entstand eine Spannung zwischen Judentum und Christentum in der Frage, wer ist nun das wahre Volk Gottes. Neben gemäßigten Phasen ging die christliche Antwort auf diese Frage für Juden immer wieder katastrophal aus. Nach den schrecklichen Ereignissen des letzten Jahrhunderts setzte ein theologisches Umdenken ein, in dem die bleibende Erwählung Israels wieder eine Rolle spielt. Wie ist das Verhältnis der Kirche zu Israel zu beschreiben? Wann, wie und wo ist eigentlich Kirche und wer oder was ist Israel?

09.11. 2016 – Achtung 18:00 Uhr: Gottesdienst zum Pogromgedenken in der Stadtkirche

Traditionell findet am 9.11. zur Erinnerung an die Pogromnacht am 9.11.1938 in der Stadtkirche ein ökumenischer Gedenkgottesdienst statt. Christen aus den Köpenicker Gemeinden erinnern an das große Leid, das jüdischen Mitmenschen zugefügt wurde und an die Wurzel, aus der unser Glaube stammt. Der Gottesdienst endet mit einer Kranzniederlegung in der Freiheit, dem Ort, an dem die Köpenicker Synagoge stand.

16.11. 2016: Der Gehorsam

Der Glaube Israels ist eine „Hör“-Religion. „Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der Herr allein.“ Mit diesem Bekenntnis beginnt jeder jüdische Gottesdienst. Auf Gott zu hören, seine Worte zu achten, ist die Grundlage des gottgefälligen Leben. Der jüdische Lehrer und Missionar des Christentum, Paulus von Tarsus, ist überzeugt: Der Glaube kommt aus dem Gehörten. Dabei lebt der Glaube nicht in erster Linie von den Ansagen sondern von den Zusagen, die uns von Gott erreichen. Dass man sich verhören kann, dass man missverstehen kann, ist bekannt. Wie ist das mit dem Hören auf Gott, wie verhalten sich Tradition zu Eingebungen? Warum hören Glaubende und ganze Kirchen unterschiedlich? Warum halten wir manche klare biblische Ansage für bis heute verbindlich und manche nicht? Welche Teile des jüdischen Gesetzes gelten auch für Christen?

Das Projekt

Bei den Einheiten des Bibelprojektes machen wir uns in Ansätzen mit dem gegenwärtigen Forschungsstand bekannt.

Jeder Abend geht von 19:00-20:15 Uhr.

Es ist sinnvoll, am ganzen Projekt teilzunehmen, weil die Themen zusammenhängen. Wer nicht an allen Treffen teilnehmen kann, ist trotzdem willkommen.

Um Anmeldung wird gebeten (bis 09.10.2016), entweder mit einer kleinen schriftlichen Notiz an Uwe Dammann oder per E-Mail an pastor@hof-kirche.de.